Das Kakteenessen ist bis auf Weiteres abgesagt. Schweren Herzens.

Deswegen sind keine Reservierungen mehr möglich. Wir haben die Idee aber nicht aufgegeben. Deswegen bleiben die Informationen auf der Webseite weiter verfügbar – und wir halten Sie gern auch weiter auf dem Laufenden, wenn sich Neuigkeiten ergeben.

Das Kakteenessen

Was ist das Kakteenessen eigentlich?

Die Kaktusgärtner aus Erfurt laden im Sommer ins Gewächshaus ein. Dann sind die großen Kakteen draußen an der frischen Luft und im Gewächshaus Platz für die große Tafel und hinter dem Gewächshaus die Küche gewachsen.

Am Abend kommen Kaktusfeteschisten aus Erfurt in die Andreasflur. Oder aus Montuiri, München, Wandersleben, Wolfenbüttel, Leipzig, Linz, Hamburg, Großbadegast, Rügen oder Hildrizhausen – und einmal sogar direkt aus Kuba. Sie alle wollen den Kakteen zu Leibe rücken – sie essen. 120 Leute, an vier Abenden im Sommer. Freitag und Samstag – Ende Juni und Anfang Juli.

Im Gewächshaus wartet eine schöne Tafel auf die Gäste. Die haben die Mädels (und auch Jungs) vom Service liebevoll, weiß oder farbig und akribisch gedeckt. In der Küche werkeln schon lange die Köche. Und ich hab Lampenfieber, weil, ich bin für die Unterhaltung zuständig. Erzähle Geschichten zum Kaktus, aus der Küche und manchmal was über unsere Familie. Irgendwas fällt mir meistens ein. Wenn nicht, dann gibt es Musik. Nicht aus der Dose, sondern handgemacht und aus Mittelamerika. Dort wo unsere Kakteen auch herkommen. Aber darüber will ich nicht so viel ausplaudern, sonst kommt die Gema noch auf fiese Gedanken.

Aber es geht ja ums Essen, um die Kakteen.

Ich glaube ja, die meisten Kakteenesser kommen – wenigstens beim ersten Besuch nur, weil sie sich einfach nicht vorstellen können, dass Kaktus sich essen lässt. Geht aber, sogar gut. Nur Vorbereitung braucht es eben. Erfahrung hilft auch. Und ein bisschen Know How haben wir auch zusammengetragen über die Jahre. Über zwanzig sind es inzwischen schon.

Begonnen hat es im Dalbergsweg, im Mai 1997. Ich lernte Uli Manck kennen, damals Chef einiger Erfurter Steakhäuser. Ich erzählte von meinem Traum, mal was anderes mit Kakteen anzustellen, etwas leckeres. „Ich bin zu allen Schandtaten bereit“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen.

Daraus wurde das Kakteenessen. Den anfänglich 23 Gästen sind inzwischen über 8000 gefolgt – eine Zahl die mich selbst etwas sprachlos macht.

Wie entsteht das Kakteenessen?

Wir haben im Sommer 1997 den Familientisch meiner Großeltern nebst allen Stühlen ins Gewächshaus geschleppt. Alle meine Geschwister, Nichten, Neffen, Nachbarn, Freunde waren da. Irgendwie in schwarz-weiß gekleidet und bekamen eine Einweisung in professionellem servieren und abwaschen in der Kinderbadewanne. Gekocht wurde in der Küche und dann neben der Tafel hübsch auf die Teller gebracht. Ganz schön viel Improvisation, aber die Gäste waren begeistert und haben am Ende nach dem nächsten Termin gefragt. Die Frage hat uns etwas überrumpelt, denn über eine Wiederholung hatten wir nicht nachgedacht. So wurde daraus eine jährliche Veranstaltung, sie wuchs und entwickelte sich. Was uns weiter begleitete war die Improvisation. 

Jedes Essen begleitete auch die Frage nach den Rezepten. Darum gab es recht schnell eine kleine Rezeptsammlung. Später haben wir gemeinsam das erste Kochbuch Kaktus veröffentlicht. Ich bin noch heute stolz darauf, vermutlich mit der ersten Kochbuchlesung auf der Herbstlese dabei gewesen zu sein – was für ein Spaß!

Spätestens zwei Wochen vor der ersten Veranstaltung beginnen die Vorbereitungen. Pflanzen umräumen, die Tafel, die Küche bauen, Stromanschluss legen, ein Zelt für den Empfang, sogar ein Weg für die Köche wird gebaut, damit sie ohne die Gäste zu stören schnell zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Ein LKW mit Geschirr und Kücheneinrichtung, ein mobiles Kühlhaus, Tischtücher, Läufer, Kerzen, Servietten. Ungefähr vier Stunden dauert allein das eindecken der Tafel. 

Viel Vorbereitung bis wir den ersten Gast lächelnd mit einem Getränk begrüßen können – denn damit beginnt jeder Abend. 

Begrüßung in der Sonne vor dem Gewächshaus – das Wetter ist uns fast immer sehr hold. Etwas später wird schon der erste Gang serviert. Davon gibt es in jedem Jahr fünf. Mit einer Ausnahme, da wurden daraus zehn kleinere – es war das spanische Jahr. Keine Wiederholungen – das hat Uli irgendwann festgelegt – und das ist ganz schön anspruchsvoll. 

Zwischen den Gängen gibt es kleine Geschichten. So wie oben schon erwähnt. Manchmal bereite ich mich auch darauf vor. Manchmal erzähle ich auch Geschichten über den Wein. Oder ich lese einfach mal die Expertise vor – auch das hat oft unterhaltsame Ecken. Und bei der Vorbereitung gibt es immer Erlebnisse zum kichern – zum Beispiel als die Köche sich rundweg weigerten, meine blaue Soße zu kochen. Aber auch unsere ersten Fehlschläge beim Kaktuskochen müssen wir immer wieder erzählen. Und klar – immer auch etwas zum Essen. Was auf dem Teller ist, was die Köche sich dabei gedacht haben, vielleicht noch eine historische Anekdote über den Ursprung in Mexiko – die Küche schreibt immer die schönsten Stories. 

Manchmal laden wir die Gäste ein, mal einen Blick in die Küche zu werfen. Nachdem mir einmal in der Küche über den nächsten Gang nachdachte und mir plötzlich auffiel, wie still und konzentriert die Arbeiten neben mir abliefen. Kein Wort, die Verständigung erfolgte mit Blicken – ganz anders als man Köche meist darstellt. Für mich war das einer der Gänsehautmomente. 

Am frühen Morgen ist alles aufgegessen und ausgetrunken. Die Gläser stehen schon für den nächsten Tag poliert bereit, die letzten Gäste sind mit wohligem Gefühl nach Hause gegangen. Die Reservierungsliste schon wieder gefüllt.

Erlebnisse – viele Geschichten

Im Jahr 2015 starb Uli Manck. Er hat dem Kakteenessen das Gesicht gegeben. Neben ihm stehend habe ich viel gelernt. Als wir uns zum letzten Mal trafen, gab er mir mit:

„Führe das Kakteenessen weiter! Das wünsch ich mir!“

Mein Freund Bastian Foerg, selbst als Koch um die ganze Welt gereist – unterstützte den turbulenten Übergang und brachte viele neue Ideen ein. Mit der Hotelfachschule Thüringen bekam das Kakteenessen eine neue Basis. In jedem Jahr kamen mit neuen Schülern auch neue Ideen. Und was haben die sich ausgetobt! Mal haben wir einen riesigen Smoker vor dem Gewächshaus aufgebaut und live geräuchert. In einem anderen Jahr haben die Küchenteams Doppelschichten gemacht, weil „gefüllte Wachteln werden wir im normalen Küchenbetrieb nie machen können“. Ob explodierte Kochschränke, Rettungsmissionen aus der Luft, Soßenunglück im Kofferaum, oder mein schönstes Erlebnis, das „Abwaschmädchen-Märchen“ – wir haben beim Kakteenessen unglaubliches erlebt. 

Und es macht nach wie vor unglaublich viel Freude. Seit 2014 haben wir wieder einen gastronomischen Partner. Hinter Jan Bachmann stehen nicht nur eine Reihe verschiedener Hotels und ein Catering Spezialist, er selbst ist Küchenmeister. Mich hat er mehr als einmal mit seinen kreativen Einfällen aus den Socken gehauen. Im Team mit seinen Köchen – oft ist jeweils einer verantwortlich für seinen persönlichen Gang – entstehen häufig ganz besondere Ideen – und wenn ich genau hinschauen, dann steht den Männer heimlich ein wenig Stolz im Gesicht. Verdient – finde ich! Und das höre ich immer wieder auch von den Gästen. Viele von ihnen sind schon seit einigen Jahren immer wieder dabei. Darüber freue ich mich.

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